Die Worte „muss“, „alle“ und „keiner“

In der zweiten Therapiesitzung ging es zum Einen um das Thema „konzentriertes Arbeiten“, auf das ich in einem anderen Artikel noch näher eingehen werde.

Außerdem hat mir die Therapeutin klar gemacht, dass die Auszeit vom Beruf kein langer Urlaub ist, sondern diese Zeit von mir dazu genutzt werden soll neues Verhalten zu erlernen und mir über die nächsten Schritte klar zu werden.

Aber nun zum Thema „Verallgemeinerungen“ durch solche Worte wie muss, alle, keiner, immer – da fallen euch bestimmt auch noch Beispiele ein.

Das Wort muss: Es gibt nur wenige Dinge, die wir wirklich im Leben müssen. Naturkatastrophen, unsere Gene und das Verhalten anderer Menschen liegen außerhalb unseres Einflusses und müssen wir hinnehmen. Bei allen anderen Dingen haben wir immer eine Wahl. Mit den Entscheidungen anderer Menschen müssen wir allerdings leben.

Das Wort MUSS setzt uns nur unnötig unter Druck. „Ich muss das noch erledigen.“  Unser Gehirn hat hier zwei widersprüchliche Aufgaben zu erfüllen: Es soll Energie bereitstellen für die zu erledigende Aufgabe und soll uns vor dem drohenden möglichen Scheitern schützen. Auch hier geht es um Kampf und Flucht, die zwei Energien, die sich gegenseitig aufheben und uns am Ende kraftlos zurücklassen. Wir sollten daher lernen auf die Verwendung dieses Wortes zu verzichten. Muss – man hat eine freie Wahl etwas zu tun, Alternativen sind aber meist nicht sinnvoll. Es gibt also gute Gründe für eine Entscheidung oder die Durchführung einer Aufgabe – kein muss.

Es nun eine Kunst zu lernen das Wort muss weder in Gedanken zu sich selbst noch laut auszusprechen. Bessere Formulierungen sind: „Ich will“ oder „ich kann“.

Das Gleiche gilt für die Allgemeinplätze: alle, keiner, immer usw.
Wenn ich mit fünf Personen einer Gruppe innerhalb von zwei Stunden Kontakt hatte und es mir dann zuviel wird, heißt dass die Leute von der Gruppe sind mir zuviel nicht ALLE Menschen. Mit meiner Freundin kann ich dann doch noch etwas unternehmen und bin nicht von ihr gestresst. Und der beliebte Satz von Menschen, die denken sie stehen alleine in der Welt, obwohl das gar nicht stimmt heißt: keiner hat mich lieb.

Ihr findet bestimmt Beispiele, die für euch zutreffen. Ich habe in meinem sozialen Umfeld nachgefragt und mir wurde bestätigt, dass ich die Worte immer und muss inflationär benutze. Das soll sich nun ändern. Auf jeden Fall bin ich dafür nun sensibilisiert.

Also waren meine Hausaufgaben aus dieser Therapiesitzung:

  • im Alltag bei Gesprächen und in Gedanken das Wort MUSS nicht zu verwenden
  • Allgemeinplätze wie IMMER, ALLE, KEINER vermeiden
  • und damit beginnen mir einen Notfallkoffer anzulegen (darüber berichte ich in einem anderen Artikel)
Dieser Beitrag wurde unter Achtsamkeit, Selbsthilfe, Therapie abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Die Worte „muss“, „alle“ und „keiner“

  1. Pingback: Notfallkoffer Depression | Leben im Wandel

  2. Pingback: Kampf-Flucht-Modus oder was passiert bei Depression im Gehirn | Leben im Wandel

Hinterlasse einen Kommentar